Gestern hätten wir eigentlich feiern müssen. Denn gestern haben wir sie nun wirklich geschafft, die runde 20. Seit zwei Jahrzehnten segeln und stapfen und fahren wir zu zweit durch diese Welt. Und jedes einzelne davon war schön. Trotz der Rückschläge, Knochenbrüche, Krankheiten und traurigen Ereignisse, die wir zwischendurch natürlich auch erlebt haben.
Wie gesagt, wir hätten feiern müssen. Aber im Moment haben wir so viel Arbeit und an jedem Abend Theorieunterricht, so dass uns zum Feiern dann doch der Elan fehlte. Immerhin hat es für ein Selfie gereicht. 🙂 Und das schöne Spruchband am antiken Schrank in der Segelschule passt so wunderbar zu unserem Leben.
Der 9. Juni 2000 war ein Freitag, ein schöner, heißer Tag. Es war der Freitag vor Pfingsten, und ich hatte frei. Für diesen Abend hatte ich zum allerersten Mal Ralf zum Essen eingeladen. Also bin ich den ganzen Nachmittag in der Küche herumgewirbelt. Ralf kannte meine Wohnung am Mühlenkamp in Hamburg-Winterhude noch gar nicht. Und ich hatte richtig Lampenfieber vor dem Abend. Würden wir uns genug zu erzählen haben? Würde er mein Essen mögen? Oder würde am Ende alles im Desaster enden?
Das besondere Menu: italienisch mit vier Gängen
Weil wir beide gern italienisch essen, habe ich damals italienisch gekocht. Das Menü werde ich nie vergessen, und noch heute koche ich es im Frühsommer, wenn wir uns an diesen allerersten Abend bei mir zu Hause erinnern möchten. Es ging mit den Antipasti los: selbst gemachte Mozzarellatomaten und dazu eingelegte Oliven, Pilze und Gemüse aus dem italienischen Geschäft nebenan. Dann kam die Pasta – Spaghetti aglio e olio, mit Knoblauch, Peperoncini und viel Olivenöl. Als Hauptgericht gab es Saltimbocca, klassisch aus Kalbfleisch, mit Parmaschinken und großen Salbeiblättern. Dazu italienischen Salat. Und zum Nachtisch Erdbeeren in Rotwein. Es ist für uns immer noch das eine besondere Menu.
Barfuß und in Shorts – hurra, er fühlt sich wohl!
Ralf kam ganz verschwitzt an, denn er hatte vorher bei einem Umzug geholfen. Er fragte, ob er mal eben duschen dürfe. Klar, kein Problem. Wenige Minuten später kam er aus dem Bad, barfuß und in Shorts. Da wusste ich: Er fühlt sich wohl. Dann saßen wir stundenlang am Esstisch in meiner kleinen gemütlichen Küche. Dort standen Möbel im Landhausstil mit einer runden Messingspüle, am Fenster hingen gelbe Vorhänge, und wenn man rausguckte, sah man die Feuerleiter. Und zu erzählen hatten wir uns eine Menge. Es wurde ein wunderschöner Abend.
Die Zeit hält uns zum Narren
Mir kommt es vor, als wäre es gestern gewesen. Dabei haben wir so viel erlebt in diesen zwanzig Jahren. Die Zeit kann einen ganz schön zum Narren halten. Da reißt sie einen mit und bringt ständig neue Wendungen, Ereignisse, Überraschungen, Herausforderungen, Veränderungen – und dann tut sie auf einmal so, als wäre sie nie dagewesen.
Ralf hat sich neulich „mal wieder Saltimbocca“ gewünscht. Ab Ende nächster Woche geht es bei uns wieder etwas ruhiger zu. Da stehen die Chancen gut für ein italienisches Menü. 🙂