Unser erster Segelkurs zu Corona-Bedingungen ist zu Ende
Wir haben angefangen. So richtig mit echten Segelschülern auf den Booten. Direkt am 25. Mai, denn seit diesem Tag dürfen wir als Sportbootschule in Mecklenburg-Vorpommern ja wieder ausbilden. Seit diesem Tag kommen wir übrigens nicht mehr zur Ruhe. Denn das Telefon klingelt ständig, vielen Menschen mailen uns und fragen nach Kursen.
Kein ungebremster Start
Darüber freuen wir uns natürlich sehr. Doch wir können leider nicht ungebremst in die verspätete Saison starten. Die Pandemie ist ja nicht vorbei, weiterhin gibt es Einschränkungen, und natürlich wollen wir nicht, dass sich das Virus durch unsere Schule verbreitet. Also haben wir ein Hygienekonzept erarbeitet, unseren Unterrichtsraum umgeräumt, einen Profi-Spender mit Handdesinfektionsmittel besorgt und noch mehr Desinfektionsmittel gekauft, um Tische, Türklinken, Rettungswesten und alles Notwendige zu desinfizieren. Wahnsinn, was das alles kostet – jetzt, wo diese Dinge so stark nachgefragt sind.
Der Kurs war schön – und für uns lehrreich
Unser erster Segelkurs war ein Versuchsballon. Er hat uns Spaß gemacht. Und er war für uns sehr lehrreich. Wir wollten das Arbeiten unter Corona-Bedingungen erst einmal üben und haben deshalb nur vier Teilnehmer aus Mecklenburg-Vorpommern in den Kurs aufgenommen. Nun sind unsere Schulungsjollen sehr geräumige und stabile Boote, zugelassen für jeweils sechs Personen an Bord. In normalen Jahren kalkulieren wir mit vier Kursteilnehmern auf jedem Boot.
An den ersten zwei bis drei Tagen fährt außerdem auf jedem Boot ein Segellehrer mit, da wir hier doch recht oft viel Wind haben und unsere Schüler deshalb nicht gleich allein losschicken möchten. Andere Segelschulen machen es teilweise von Anfang an so, dass ein Lehrer im Motorboot sitzt und mehrere Segelboote begleitet, auf denen die Schüler dann allein üben.
Segelkurse sind jetzt eher Privatunterricht
Nun müssen und wollen wir aber den Mindestabstand von 1,50 Meter einhalten. Und das geht nur, wenn auf jedem Boot nur zwei Kursteilnehmer mit dem Lehrer fahren. Mehr Personen können wir nur dann auf ein Boot setzen, wenn diese zum selben Haushalt gehören. Und auch da müssen wir dann aufpassen, dass die Schüler dem Lehrer nicht zu nahe kommen. Anders geht es im Moment nicht. Das haben uns die Erfahrungen aus dem ersten Kurs sehr deutlich gezeigt.
So sind also Ralf und ich mit jeweils zwei Teilnehmern auf zwei Booten gesegelt. Das bedeutet praktisch Privatunterricht – sehr intensiv, aber dafür kürzer als in „normalen“ Kursen. Denn bei nur zwei Schülern auf dem Boot ist jeder ständig gefordert. Sei es beim Steuern oder beim Führen der Segel – es gibt keine Pausen, keine Möglichkeit, sich zwischendurch mal zu erholen oder einfach nur die anderen zu beobachten.
Wir organsieren unsere Segelkurse neu
Ralf und ich haben auf der Basis dieser Erfahrung die Planung für unsere künftigen Segelkurse umorganisiert. Wir müssen die Teilnehmerzahl in allen Kursen reduzieren. Das bedeutet, dass bereits jetzt bis Ende August bis auf einen oder zwei Einzelplätze alle Segelkurse ausgebucht sind. In den vergangenen Tagen hatte ich etliche enttäuschte Anrufer am Telefon, die gern noch einen Platz gebucht hätten. Also habe ich Wartelisten angefangen. Enspannter sieht es im Moment noch bei den Motorbootkursen für den Sportbootführerschein See aus. Aber auch das kann sich schnell ändern.
Klingt luxuriös – aber das Gegenteil ist der Fall
Das alles klingt vielleicht jetzt sehr luxuriös. In Wirklichkeit bedeutet es aber, dass wir durch die Reduzierung der Teilnehmerzahlen in allen unseren Kursen – denn auch in den Theorieraum und aufs Motorboot passen jetzt ja viel weniger Menschen als sonst – weniger Einnahmen haben. Da wir den Unterricht jetzt anders organisieren müssen und für Theoriekurse teilweise Zusatztermine mit halber Teilnehmerzahl ins Programm genommen haben, fällt für uns in dieser Saison geschätzt 50 Prozent mehr Arbeit an. Und das bei weniger Umsatz als in „normalen“ Jahren.
In der Segelkurswoche Ende Mai habe ich fast jeden Abend bis Mitternacht am Computer gesessen, Büroarbeit erledigt und Kundenanfragen per Mail beantwortet. Dazu kamen dann auch noch Bootspflegearbeiten und Saisonvorbereitungen für unser kleines Charterboot. Arbeiten, die wir selber nicht schaffen, müssen wir an externe Unternehmen vergeben – und dafür aber die üblichen Stundenlöhne bezahlen.
Wir sitzen in der Zwickmühle
Wir sitzen also ein bisschen in der Zwickmühle. Denn wir können ja keine Kurse geben, die unter dem Strich so unwirtschaftlich sind, dass wir erst arbeiten und dann aus unserer privaten Kasse noch draufzahlen. Uns bis zum Umfallen selbst ausbeuten können und wollen wir auch nicht. Unsere Teilnehmer verärgern möchten wir ebenso wenig. Trotzdem müssen wir so arbeiten, dass wir von unseren Einnahmen leben können.
Was also tun? Die Preise erhöhen? Nachträglich noch Aufschläge auf die Kurspreise verlangen? Sicher würde es bei jemandem, der im Januar den Sommerkurs für den Preis X gebucht hat, Unmut erregen, wenn er plötzlich den Preis Y zahlen soll. Aber so wie im Moment geht es auch nicht weiter, denn die Segelschule ist ein kostenintensives Geschäft. Wenn alle Liegeplätze, Versicherungen, Wartungs-, Reparatur- und Pflegearbeiten, Mieten und anderen Kosten bezahlt sind, bleiben wahrlich keine Reichtümer übrig.
Die Nachricht, dass ab Juli die Mehrwertsteuer für ein halbes Jahr gesenkt wird, kam da für uns genau richtig. Denn das hilft uns, die finanziellen Einbußen zumindest teilweise auszugleichen. Wir werden zunächst also keine Aufschläge auf die Kurspreise machen und dann mal sehen wie es läuft. Das ist unsere Art, diese Steuersenkung an unsere Kunden weiterzugeben. Es wird dadurch ohnehin noch eine Menge Mehrarbeit auf mich zukommen, bis ich diese Veränderung buchhalterisch organisiert habe. Das bedeutet wohl noch ein paar Nächte am Computer, bis alles funktioniert. Aber besser als Preisaufschläge ist das allemal.
Gestern hat mich bereits jemand, der einen Kurs buchen wollte, gefragt, ob wir unsere Preise jetzt senken. Da musste ich dann erst mal einen kleinen Vortrag halten und die Situation erklären. Das war dann auch in Ordnung, denn die meisten Menschen haben ja Verständnis. Ich hoffe nur, dass ich diese Erklärung jetzt nicht dauernd wiederholen muss wie eine alte Schallplatte, die hängen geblieben ist.
Nächste Herausforderung: der Prüfungstag
Als nächste große Herausforderung steht jetzt die erste amtliche Sportbootführerscheinprüfung in Wolgast ins Haus. Die Prüfungen im März, April und Mai waren ja abgesagt worden. Dementsprechend groß ist jetzt der Andrang. Trotzdem müssen auch die Prüfer auf die Einhaltung des Mindestabstands achten. Die Prüfungen finden immer in unserem Unterrichtsraum statt. Der wird nicht größer. Wir sind gespannt, wie der Prüfungsausschuss das organisieren wird. Die Prüfung ist am 19. Juni. Danach sind wir schlauer.
Mein Blog geht weiter
Zum Bloggen hatte ich in den vergangenen beiden Wochen einfach keine Zeit mehr. Das wird sich in der Sommersaison wahrscheinlich so fortsetzen. Es kann also sein, dass ich es manchmal nur etwa alle zwei Wochen schaffe, etwas zu schreiben. Aber der Blog geht weiter.
Es ist prima es geht wieder los. Trotz der Schwierigkeiten wünschen viel Erfolg!!!
Vielen Dank, Ihr Lieben! Bislang sieht ja alles erst mal ganz gut aus.