Über mich

Ein Sommerabend auf Hiddensee.

Dass ich einmal in einer Segelschule landen würde, konnte niemand wissen. Ich bin 1966 in Remscheid zur Welt gekommen, in einer Stadt im Bergischen Land, das geographisch zum Rheinland gehört. Damals ist niemand in meiner Familie gesegelt – und niemand hatte den Plan, es zu lernen.

Seifenblasen zerplatzen. Träume nicht unbedingt.
Ich mit ungefähr vier Jahren im heimischen Wohnzimmer in Remscheid.

So bin ich also im Schmelztiegel Nordrhein-Westfalen aufgewachsen, ziemlich international, denn in meiner Klasse in der Grundschule waren viele Kinder von Gastarbeitern aus Italien, Spanien, Jugoslawien und der Türkei. Und auch in der Nachbarschaft wohnten Kinder aus verschiedenen Ländern, so dass ich bei den türkischen und spanischen Freunden ein und aus ging. Bei den deutschen natürlich auch.

Sprachen, Sprachen, Sprachen

Im Gymnasium war es dann nicht mehr so international. Dafür begannen wir aber, Fremdsprachen zu lernen, und das war von Anfang an mein Ein und Alles. Leider war das Angebot in der Schule eher überschaubar. Ich hatte dort Englisch, Französisch und Latein und habe an einer Spanisch-AG teilgenommen. Eine Zeitlang habe ich außerdem in der Volkshochschule Italienisch gelernt. Eigentlich wollte ich Russisch lernen und Schwedisch, aber das ging damals nur an privaten Sprachschulen für relativ viel Geld – und viel Geld hatten wir nicht.

Auf in die Bretagne! Mein erster Segeltörn

Mit dreizehn bin ich zum ersten Mal im Schüleraustausch zu einer Familie in Remscheids Partnerstadt Quimper gefahren, einer schönen alten Stadt in der Bretagne. Ich hatte gerade ein Jahr Französisch in der Schule, und an den ersten Tagen verstand ich so gut wie nichts. Das besserte sich dann aber rasant.

In diesen ersten Wochen in der Bretagne war ich auch zum allerersten Mal auf einem Segelboot. Es gehörte einem Freund der Familie, in der ich meine Ferien verbrachte. Er hatte sich die kleine Yacht gerade gekauft und lud zu einem Ausflug ein. So schipperten wir also auf dem Atlantik herum, und es war ein so wunderbares Erlebnis, dass ich beschloss, eines Tages selbst segeln zu lernen. Ich weiß noch, wie toll ich die Wellen fand und was für ein herrliches Gefühl es war, wenn sich das kleine Boot in der langen Atlantikwelle hob und senkte. Ich saß ganz vorne am Bug und ließ die Beine herunterhängen.

Mein allererster Segeltörn in der Bretagne.

Bis zum ersten Segelunterricht sollte noch viel Zeit vergehen. Damals sparte ich mein Taschengeld für Reitstunden, denn das Reiten und der Umgang mit Pferden ist auch so etwas Handfestes und Schönes, ich fühlte mich dabei einfach wohl.

Was ich beruflich machen wollte, wusste ich damals im Gymnasium noch nicht. Es gab ein paar Optionen, und mal wollte ich dies, dann wieder das. Auf der Agenda standen Schauspielerin, Journalistin, Dolmetscherin oder Lehrerin.

Mein Vater war ein begeisterter Theatermann. Er war Regisseur, Intendant, Schauspieler und Bühnenbildner bei mehreren Theatervereinen in Remscheid und Umgebung, und all das machte er prima. Als kleines Kind bin ich schon durch die Kulissen getobt; meine erste Rolle war ein Zwerg in Schneewittchen. Ich habe an Bühnenbildern mitgemalt und gefühlte tausend Mal in irgendwelchen Garderoben gesessen und diese wundervolle Atmosphäre von Aufregung, Erwartung und Lampenfieber eingeatmet.

Erst an die Uni, dann zur Zeitung

Entschieden habe ich mich dann für den Journalismus. Ich liebe es zu schreiben, zu beobachten und zu analysieren. Auf dem Weg dorthin habe ich mir dann auch gleich den Wunsch erfüllt, Russisch zu lernen. Ich studierte Slavistik und Politikwissenschaft in Bonn und Münster und lernte an der Uni Russisch, Serbokroatisch und auch ein wenig Polnisch. Mein Schwerpunkt war russische Sprachwissenschaft. 1992 verbrachte ich einige Monate zum Studienaufenthalt in St. Petersburg, und im Januar 1994 beendete ich mein Studium mit dem akademischen Grad Magister – das war früher das, was mittlerweile durch den Master ersetzt wurde.

Während des Studiums habe ich als freie Mitarbeiterin für Tageszeitungen gearbeitet – zuerst für die Bergische Morgenpost, einen Ableger der Rheinischen Post in Remscheid. Und dann mehrere Jahre für die Westfälischen Nachrichten in Münster. Dort habe ich nach dem Studium auch volontiert und dann einige Jahre als Redakteurin gearbeitet.

Das Beste, was mir je passiert ist

Es war eine tolle Zeit in Münster, aber ich wollte nicht den Rest meines Lebens dort verbringen. Deshalb wechselte ich Ende 1999 zum Springer-Verlag nach Hamburg. In Hamburg habe ich mich dann auch endlich in einer Segelschule angemeldet – und dort, in der ersten Theoriestunde zum Sportbootführerschein Binnen im April 2000, habe ich Ralf kennengelernt. Es war das Beste, was mir je passiert ist. Der Unterricht war zu Ende, und ich habe mir noch die Fotos von den Segelbooten auf der Alster angesehen, die dort an der Wand hingen. Ralf stellte sich neben mich, ein schöner, großer Mann mit schwarzem Haar, in dem Silberfädchen schimmerten.
Es kam zu folgendem Dialog:

Ralf: Ich weiß ja nicht, ob das hier das Richtige für mich ist.
Ich: Wieso nicht?
Ralf: Ich werde immer seekrank.
Ich (verwundert, weil die Wellen auf den Fotos höchstens zehn Zentimeter hoch sind): Warum machst du das dann?
Ralf: Vielleicht geht’s ja gut.
Das war am 25. April 2000.

Hochzeit an der Alster

Es ging mehr als gut. Ralf und ich haben uns ganze sechs Wochen füreinander aufgespart. Seit dem 9. Juni 2000 – das war der Freitag vor Pfingsten – sind wir ein Paar. Im September haben wir uns verlobt und am 27. Juli 2001 geheiratet. Genau da, wo wir uns kennengelernt haben: Auf dem Bootssteg der Segelschule Prüsse in Hamburg an der Alster. Es war ein heißer, sonniger Tag und ein tolles Fest. Unsere Liebesgeschichte muss für alle anderen Menschen furchtbar langweilig sein. Als wir uns kennenlernten, waren wir beide Singles. Von Anfang an waren wir sehr glücklich und sind es bis heute. Es gab keine Trennungen, keine Tragödien, nicht einmal richtigen Streit. Und wisst Ihr was? Ich find’s toll so.

Hauptsache segeln – auch im Regen

Gesegelt sind wir damals in jeder freien Minute. Auch bei strömendem Regen, auch wenn es kalt war. Erst haben wir uns Boote geliehen. Nach der Hochzeit haben wir dann unser erstes eigenes kleines Boot gekauft, eine schöne alte H-Jolle aus Mahagoni, mit der wir noch heute gerne segeln.

Hoch konzentriert bei der Regatta: Ralf und ich
mit unserer H-Jolle „Wellenspiel“ in Hamburg auf der Alster.

Später sind wir von Hamburg nach Salzwedel in Sachsen-Anhalt gezogen. Dort habe ich einige Jahre die Lokalredaktion der Volksstimme geleitet und später noch als Regionalchefin für die Altmark gearbeitet. Es war eine schöne Zeit und ein tolles Team. Trotzdem wollte ich schon damals nicht bis zur Rente in meinem Beruf weiterarbeiten. Es war ja auch gar nicht sicher, ob das möglich sein würde. Denn schon damals entwickelten sich die Auflagen der Tageszeitungen ja stetig nach unten.

Traumschiff Mauna Kea

Zu dieser Zeit haben wir unser Traumschiff gekauft, eine altes, solides Segelboot aus den 70-er Jahren. Das Boot hieß – und heißt immer noch – Mauna Kea. Wir fanden den geeigneten Heimathafen am Langen Kanal in Stralsund und segelten von dort aus nach Rügen, Hiddensee und in Richtung Peenestrom. Wir nahmen uns vor, noch einige Jahre zu arbeiten und Geld zu sparen und dann für ein paar Jahre auf einen Segeltörn zu gehen – egal, was danach kommen würde. Doch dann änderten wir den Plan.

Mauna Kea im Hafen von Kloster auf der Insel Hiddensee.

Denn Ende 2006 hat Ralf während einer langweiligen geschäftlichen Bahnfahrt die Segelzeitschrift „Yacht“ gelesen, und nachdem er alle Artikel durch hatte, machte er mit den Kleinanzeigen weiter. Um den Text „Sportbootschule östlich von Rostock zu verkaufen“ machte er mit Kugelschreiber einen Kringel. Das ist bei Ralf immer gefährlich.

Hurra, wir haben eine Segelschule!

Wir schauen uns das einfach mal unverbindlich an, beschlossen wir. Und fuhren an einem grauen Novembertag nach Wolgast. Schon am 1. Januar 2007 gehörte uns die Segelschule Rückenwind. Ralf zog nach Wolgast, und ich habe noch so lange für die Zeitung weitergearbeitet, bis der Kredit für den Kauf der Schule abbezahlt war. Dann bin auch ich zu hundert Prozent nach Wolgast gezogen und habe, wie Ralf schon vor mir, die Segellehrerausbildung beim Deutschen Seglerverband gemacht.

Die Entscheidung, die Segelschule Rückenwind zu kaufen, haben wir keinen einzigen Tag bereut. Wir arbeiten gern zusammen, mögen unsere Teilnehmer und genießen ganz besonders die viele Zeit auf dem Wasser. Wir sind beide sehr glücklich miteinander und mit unserem Leben.

Ralf im Büro der Segelschule Rückenwind.

Für eine Zeitung schreibe ich nicht mehr. Geschrieben habe ich in den vergangenen Jahren aber trotzdem so einiges, erst mal nur für mich, für meine Familie und ein paar Freunde. Das macht mir nach wie vor großen Spaß. Vielleicht veröffentliche ich den einen oder anderen dieser Texte eines Tages. Und Schwedisch lerne ich übrigens auch: in einem sehr netten Kurs in der Volkshochschule Greifswald.

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